Es ist etwas passiert, das in dir eine Initialzündung ausgelöst hat. Zum Beispiel der Start eines neuen Jahres. Oder der Besuch eines Seminars oder eines Coachings, das zu dem Entschluss führte, jetzt ganz neu durchzustarten.
Daraufhin setzt du dir ein Ziel, das du schon immer verwirklichen wolltest. Ein lange gehegter Traum. Ein echter Herzenswunsch.
Und da du gerade so inspiriert bist und voller Veränderungsdrang alles umkrempeln möchtest, hast du dir gleich auch noch ein zweites, drittes, viertes und fünftes Ziel gesetzt.
Gleich mehrere Lebensbereiche sollen nun im übertragenen Sinne kernsaniert, neu verputzt, gemalert und mit einer schicken neuen Tapete versehen werden. Verziert mit einem stylishen Wand-Tatoo mit dem Schriftzug „Jetzt wird alles anders“. Leben Reloaded.
Das Problem klopft an die Tür
Und nach den ersten vollmotivierten Umsetzungswellen passiert es: Das, was du dir alles vorgenommen hast, schaffst du einfach nicht. Die täglichen Herausforderungen und Verpflichtungen geben dir nicht den Raum und die Zeit, alle deine Herzensziele voran zu bringen.
Jetzt keimt plötzlich schlechtes Gewissen auf, da du deine selbst gesetzten Termine nicht einhalten kannst. Du fühlst dich latent wie ein Versager, obwohl du ständig erfolgreich am Tun bist.
Deine Lösung: Noch mehr anstrengen. Noch mehr „Productivity“. Noch weniger schlafen.
Und es kommt, wie es kommen muss: Du fühlst dich überfordert von deinen eigenen Maßstäben. Das Spielerische geht verloren und du bist nicht mehr im Flow. Du beginnst nun, für deine Ziele zu kämpfen. Frei nach den Worten des Hollywoodhelden John Rambo: „Ich kämpfe einen Krieg, den du nie verstehen wirst.“
Deine Unzufriedenheit lässt du auch deine Liebsten spüren: „Was? Abwaschen? Hey, ich bin hier auf einer heiligen Mission unterwegs. Da werde ich doch kein Geschirr spülen.“
Und dann kommt der Tag, an dem du dir ehrlicherweise eingestehst: Ich bin mit keinem meiner Ziele auch nur annähernd dort gelandet, wo ich hin wollte. Und das ist natürlich megafrustierend.
Kommt dir das evtl. bekannt vor? Oder von Freunden? Ich kenne einige Menschen, denen es so ergangen ist. Und… ähm… tja… Ich kenne das leider auch von mir.
Wie kommt es dazu? Die Gründe sind meiner Ansicht nach zu komplex und zu individuell, um sie hier klar zu benennen und über einen Kamm zu scheren.
Ich kann nur für mich sprechen: Ich ging meinem erfolgssüchtigen Verstand auf den Leim, der oft mit dem Kopf durch die Wand will und alles Gewünschte am liebsten per Doppelklick ganz schnell haben will.
Und ich wollte allen (und auch mir) zeigen, dass ich es wirklich drauf hab. Dass ich ein Guter bin. Scheinbar bin ich wohl mehr vom Gegenteil überzeugt. Uuups.
Bevor ich aber weiter zur Melodie von „You can leave your hat on“ einen Seelenstriptease hinlege, möchte ich dir ein paar selbsterprobte Tipps geben, um aus einer solchen Situation wieder herauszufinden. Oder am besten erst gar nicht hineinzugeraten.
1. Fokussiere dich nur auf wenige Ziele
Wenn du eine ganze Latte an Zielen auf einmal angehst, dann teilst du deine Zeit und Aufmerksamkeit auf deine Vorhaben auf. Deine Energie zerstreut sich dadurch. Und so kommt es, dass dann auch nicht viel vorwärts geht. Bei keinem.
Ich empfehle dir, deshalb nur 1 bis 3 Ziele auf einmal anzugehen.
Wie findest du diese Ziele aus deinem ganzen Zoo an Veränderungswünschen? Hier ist eine einfache Strategie:
- Stelle zwei Kandidaten gegenüber und frage dich: Welches von beiden Zielen kann weg? Was würdest du – wenn es denn sein müsste – fallen lassen?
- Das Ziel, das übrig blieb, geht nun mit einem weiteren Kandidaten in die gleiche Challenge: Welches von beiden kann weg?
- Wiederhole das solange, bis nur noch 1 – 3 Ziele übrig bleiben.
So findest du die Ziele heraus, die dir und deinem wahren Selbst wirklich von Bedeutung sind.
2. Plane deine Termine realistisch
Ich setze mir persönlich Termine für nötige Umsetzungsschritte. Das spornt mich an, in BeWEGung zu kommen und gibt mir Struktur.
Diese Termine plane ich natürlich nur realistisch. Um dann zu erkennen, dass es nicht realistisch war. Es war halt noch so einiges anderes los und es wurde dann letztlich doch aufwendiger, als ich erwartetet. Wer konnte das schon wissen?
Dann schiebe ich den Termin weiter und weiter und weiter. Das kostet zusätzliche Energie. Das schlechte Gewissen gibt es kostenlos dazu.
Was wäre ein Ausweg? Plane deine Termine für dich wirklich realistisch, in dem du dich fragst, wann ein anstehender Umsetzungsschritt in deiner momentanen Lebenssituation erreichbar ist. Und dann pack nochmals 50 % deines geschätzten Zeitbedarfs drauf.
Beispiel: Wenn du dir denkst, das schaffe ich in einem Monat, dann gehe einfach davon aus, dass du es in eineinhalb Monaten erledigt haben wirst. Schiebe also gleich von Haus aus deinen Termin nach hinten. Wenn es früher möglich ist, umso besser.
3. Entwickle Kontinuität und Ausdauer
Eine kleinschrittige, langsame, dafür aber nachhaltige Entwicklung ist nicht gerade der neueste Internet-Trend. Wir sind es gewöhnt, dass unsere Bedürfnisse immer schneller befriedigt werden.
Wenn wir nun unsere Realität nach unseren Herzenswünschen gestalten möchten, dann passiert das leider nicht mit einer 1-Klick-Bestellung über Amazon.
Wir müssen dran bleiben. Wir brauchen Ausdauer. Wir brauchen Kontinuität. Hier sind viele kleine, regelmäßige Schritte wirksamer, statt irgendwelche einmaligen Hauruck-Aktionen, deren Energie oft schnell wieder verpufft.
Erwarte nicht gleich von einem Tag auf den anderen große Veränderungen. Aber du wirst erstaunt sein, was in 5 Jahren für dich möglich ist, sofern du dran bleibst.
4. Verändere deine Glaubenssätze
Unsere Lebenssituation wird meiner Ansicht nach stark davon beeinflusst, von dem wir tief im Inneren überzeugt sind. Wie ich diese Zusammenhänge sehe, habe ich bereits ausführlich in einem Artikel beschrieben. Die Quintessenz daraus: Wir finden Wege, dass unsere Glaubenssätze stets im Außen bestätigt werden. Wie eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Beispiel: Wenn ich (unbewusst) glaube, ein Versager zu sein, dann finde ich immer wieder Wege, zu versagen. Klingt zwar schräg, aber scheinbar legen wir großen Wert darauf, Selbstbestätigung zu finden. Auch wenn nur unsere eigenen Glaubenssätze bestätigt werden sollen.
Okay soweit? Dann lass uns ein kleines Gedankenspiel machen: Mal angenommen, jemand bringt nichts so richtig auf die Reihe und ist oft überfordert von seinen eigenen Maßstäben. Die gewünschten Ziele werden verfehlt. Was muss dieser Mensch über sich glauben, das es auf diese Weise bestätigt wird? Finde 1 bis 3 Glaubenssätze.
(Denkpause)
Könnte es evtl. möglich sein, dass das deine ganz persönlichen Glaubenssätze sind? Falls ja, dann habe ich eine gute Nachricht: Glücklicherweise kann man seine eigenen Glaubenssätze verändern.
In der webbasierten Coaching-App dranbleiben findest du dazu ein vielfach erprobtes, interaktives Selbstcoaching-Tool mit dem Namen „MindChanger“, das dich hier unterstützt.
Resümee
Am Ende geht es darum, bewusst gegenzusteuern, wenn du merkst, dass dir alles zu viel wird und du nicht wirklich vorwärts kommst.
Indem du dir kleine, machbare Schritte erlaubst, achtsam mit dir umgehst und immer wieder in den Moment zurückkehrst, schaffst du Raum für Leichtigkeit und Flow – auch mitten im größten Trubel.